Antisemitismus unter Jugendlichen
Projekt:
Förderung:
Jugend und Antisemitismus: ein Präventions- und Forschungsprogramm
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (1995 – 1997)
Mit dieser Studie wurde das Anliegen verfolgt, die Struktur und das Ausmaß von Antisemitismus und Antiisraelismus unter jungen Deutschen repräsentativ abzubilden sowie die Kenntnisse und Wissensbedürfnisse der Jugendlichen über Judentum und jüdische Geschichte zu ermitteln. Persönlichkeitseigenschaften der Jugendlichen, die Qualität der familialen Interaktion und verschiedene soziodemographische Indikatoren wurden auf mögliche Zusammenhänge mit antisemitischen und antiisraelischen Einstellungen untersucht. Um zu erhellen, inwieweit unterschiedliche Sozialisationsbedingungen auf die Ausprägung von Antisemitismus gewirkt haben, wurde die Gesamtstichprobe aus zwei Teilstichproben von Jugendlichen der Bundesländer Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zusammengesetzt. Die Studie wurde als schriftliche Befragung konzipiert und durch Interviews mit ausgewählten Probanden ergänzt. Die Teilstichproben für die schriftliche Befragung (Brandenburg: N= 2.100; NRW: N= 2.500) wurden jeweils landesrepräsentativ nach Alter, Geschlecht und Schultyp quotiert. Befragt wurden 14- bis 20-jährige Jugendliche an den jeweils landestypischen allgemein- und berufsbildenden Schulen. Im Ergebnis der Analysen fanden sich stärkere antisemitische und antiisraelische Haltungen unter den ostdeutschen Jugendlichen. Ostdeutsche Jugendliche zeigten auch deutlich weniger Interesse an Juden und Judentum und hatten etwas geringere Kenntnisse von diesen Themen. Das erlebte Ausmaß von familialer Restriktion sowie die Überzeugung, in seinem Lebensweg vorrangig von außen bestimmt zu werden, stehen in beiden Bundesländern im Zusammenhang mit judenfeindlichen Einstellungen. Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurde ein Handbuch für Psychologen, Pädagogen und interessierte Sozialwissenschaftler erarbeitet. Dieses Handbuch enthält neben einer ausführlichen Darstellung der empirischen Ergebnisse auch einen pädagogisch-praktischen Teil, der sich vornehmlich an Lehrer richtet. Darin werden 15 Unterrichtsbausteine für die Beschäftigung mit dem Thema „Judentum und Antisemitismus“ präsentiert. In den Bausteinen werden historische und aktuelle antisemitische Argumentationsmuster aufgegriffen, hinterfragt und mit historischen Fakten und Hintergrundwissen konfrontiert.
Freytag, R. & Sturzbecher, D. (1997).
Antisemitismus unter Jugendlichen. Göttingen: Hogrefe Verlag.
ISBN: 3-8017-1169-2